28. Tagebucheintrag

Leider war es nicht möglich die Installation auf dem Neumarkt an der Frauenkirche aufzubauen. Denn wie bereits erwähnt, habe ich die Kunst-Installation auf drei verschiedene Arten in die unterschiedlichen Städte gebracht. Entweder als Guerilla-Aktion oder als Demonstration oder in Absprache mit den Kulturämtern. Letzteres war aufgrund der meist doch sehr unkooperativen Kulturämter schwierig bis fast unmöglich. Wir werden im Verlauf dieses Tagebuchs noch zu einigen Städten kommen, die mir ganz besondere Antworten auf meine Anträge / Anfragen zurückgeschickt haben. Ein gutes Beispiel möchte ich Ihnen hier bereits kurz anreißen. Und zwar die Antwort des Kulturamts in der Stadt Münster. Hier bekam ich als Antwort, dass Münster immer ganz und gar darauf bedacht seine, dass die Kunst die im öffentlichen Raum in Münster gezeigt wird, mindestens das Niveau von der übrigen öffentlich zugänglichen Kunst in Münster haben müsse! Was dies auf wirklich unverschämte Art und Weise durch die Blume und zwischen den Zeilen heißen soll, kann wohl jeder entschlüsseln.
Auch sind Ämter i.d.R. ja auch sehr langsam was die Bearbeitung von Anträgen angeht und da es sich bei der Installation “It is like it is” um eine zeitgenössische künstlerische Arbeit handelt, war er mir einfach nicht möglich teilweise mehrere Wochen, gar Monate, auf eine Zu- oder eben Absage zu warten. Zumal zum damaligen Zeitpunkt niemand wusste, wie lange uns Covid-19 noch beschäftigen würde.

Somit bekam ich vom Kulturamt die Mitteilung, dass der Neumarkt an diesem Tage nicht zur Verfügung stünde, ich aber auf meine Installation dem Altmarkt (mit Sicht auf die Frauenkirche) gerne aufbauen könne.
Sicht auf die Frauenkirche bedeutete dann zum Schluss, dass man die Spitze der Frauenkirche erahnen konnte, wie man auf dem folgenden Foto gut erkennen kann. 😂

Zwischen den Städten Leipzig und Dresden, die wir direkt aufeinander besucht haben, konnte man doch einen starken Unterschied im Bezug auf die Menschen und das Interesse an der Installation feststellen. Wurden wir in Leipzig von einem halben Dutzend Redakteure der örtlichen Presse, wie mdr und Bild, bereits am Morgen empfangen, krähte in Dresden pressetechnisch kein Hahn nach der Installation. Ob hier von Seiten des nicht besonders erfreutem Kulturamt eine Mitteilung an die örtliche Presse erfolgt ist!? Man weiß es nicht. Der Kontrast zwischen Leipzig und Dresden im direkten Vergleich war nur wirklich extrem. Und wie man in Nürnberg gesehen hat, wurde die Installation automatisch den Corona-Kritikern zugeordnet. War dies in Dresden auch der Fall gewesen? Oder hatte man zumindest Angst, den Hass und die Wut der Corona-Kritiker mit der Installation zu schüren? Gänzlich abwegig erscheint mir der Gedanke auch heute noch nicht zu sein.

Nunja, umgeben von Restaurants, Kaffeeläden und Fastfood stellten wir auf dem zunächst sehr unscheinbaren Altmarkt unsere 111 Reisebegleiter auf. Irgendwann viel und ein Schild mit einer Information zu diesem Platz auf. Viele Besucher blieben an diesem Schild stehen, betrachteten die Installation und gingen weiter. Was mochte auf dem Schild wohl gestanden haben?
Auf dem Altmarkt wurden nach Luftangriffen im 2. Weltkrieg rund 7000 Opfer dieses Angriffes verbrannt, an die diese Gedenktafel erinnern sollte.
Damit keine es zu keinen weiteren Verwechslungen oder Fehlinterpretationen aufgrund der Gedenktafel kommt, stellte ich eines unserer Schilder daneben und räumte den Figuren noch ein wenig mehr Abstand zu der Gedenktafel ein.

An diesem Tag waren es mind. 35 Grad in der Sonne und wir hatten nirgends die Möglichkeit uns in den Schatten zu setzen. Also brutzelten wir fröhlich ca. 10 Stunden in der prallen Sonne vor uns hin.

Alles in Allem kamen doch recht viele Besucher und auch diesen Ausstellungstag konnte ich als Erfolg für die Aktion und mich verbuchen.
Am Abend ließen wir uns noch in einem der umliegenden Restaurants nieder, aßen eine Kleinigkeit, bauten die Installation ab und fuhren direkt Richtung Köln nach Hause.

Team Dresden

Hier geht die (un)fassbare Reise weiter ➡ Installation „It is like it is“ – Erfurt Domplatz