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It is like it is – Stuttgart / Kleiner Schlossplatz


Datum
13. Juni 2020

Ort
Stuttgart

Installation aus 111 maskierten Schaufensterfiguren

17. Tagebucheintrag

Die Stadt Stuttgart hat mich besonders amüsiert. Hier wurde uns ein Platz zugewiesen, auf dem wir offiziell hätten eine Fläche von ungefähr 60qm bespielen dürfen. Normalerweise wollte ich den Standort schon absagen, aber ich dachte mir, dass wäre eine besondere Herausforderung. Im Vorfeld überlegte ich mir, wirklich sämtliche 111 Darsteller auf diese Fläche zu quetschen und mit einem Flatterband ringsum einzuzäunen. Auch dieses Bild fand ich stark und habe mich sehr auf diesen Ausstellungstag in Stuttgart gefreut.

Vor Ort angekommen, war ich zunächst einmal doch sehr enttäuscht von der Platzzuweisung. Ich durfte die Installation auf dem Kleinen Schlossplatz hinter dem Kunstmuseum Stuttgart aufbauen. Schnell wurde aber klar, dass sich vor dem Kunstmuseum der richtige “Schlossplatz” verbarg und dass hier auch wesentlich mehr Publikum flanierte. Dennoch bauten mein Team und ich die Installation zunächst in ungefähr den zugewiesenen 60qm auf, stellten aber einzelne Figuren so auf, dass man sie auch von dem besser besuchten “Großen” Schlossplatz aus sehen konnte. Damit konnten wir an diesem Tag doch sehr viele Passanten anteasern, die 50 Stufen und ca. 100 Meter um das Kunstmuseum herum zu gehen um die Installation zu durchstreifen.


“Ihre Interpretation ist wirklich bemerkenswert – nein, umwerfend ansprechend. Die Installation vermittelt genau das Gefühl von Corona. Und das mit einem so unglaublich einfachen wie überzeugenden Mittel.” — Felicitas Bixby; Die PR-Agenten – Stuttgart

Meine Enttäuschung über den Platz hielt allerdings auch nicht besonders lange an. Mehr und mehr Besucher kamen, verweilten, machten Fotos, stellten Fragen und waren wiedermal sichtlich begeistert von der Installation. Immer noch war ich vorher skeptisch, wie die Menschen an diesem Tage und in dieser Stadt auf meine Installation reagieren würden. Bisher waren die Reaktionen durchaus positiv gewesen, aber ich war mir immer unsicher. Jedoch sobald die Installation erst einmal im vollen Umfang ausgeladen und aufgebaut war überkam mich ein Gefühl von Zufriedenheit, Stolz und kleinen euphorischen Gänsehaut Momenten.

Hatten wir die Installation zunächst ungefähr in dem mir zugewiesenen Rahmen aufgestellten, gingen wir nach kurzer Zeit dazu über, erst einzelne, dann alle Figuren über einen Großteil des Platzes zu verteilen. Besonders in einer Art Baum-Labyrinth, dass recht zentral auf dem Platz aufgebaut war.

Installation „It is like it is“ - von Dennis Josef Meseg - Standort Stuttgart

Wir an jedem Standort hatten wir schnell ein Plätzchen für Team und Krempel gefunden und ließen uns dort mit einem warmen Kaffee nieder. Im Verlauf des Tages wanderte die Sonne um das verglaste Kunstmuseum herum und plötzlich spiegelt sich die Sonne in der Fassade des Kunstmuseums und diese wiederrum spiegelt das Licht in die gegenüberliegende Fassade eines Bankgebäudes. Das Licht auf dem Kleinen Schlossplatz wurde auf einmal schlagartig so imposant, dass ich beschloss die gesamten Figuren auf eine schmale Mittelbahn auf dem Platz zu räumen. Durch die Lichtspiegelungen, warf nun jede Figur mehrere Schatten in unterschiedliche Richtungen. Ein solches Lichtspektakel hatte ich bisher noch nie gesehen.

Corona Kunst - Installation "It is like it is" - Corona-Mahnmal Dennis Josef Meseg Stuttgart Die Passenten und Gäste eines anliegenden Cafés staunten nicht schlecht, als wir die rot-weiße Horde anfingen umzuräumen. Aber wie man auf den Fotos und dem Video sieht, hat sich die Aktion absolut gelohnt.




Ein Highlight an diesem Tag war, dass wir eine lebensgroße Pferdefigur eines ansässigen Modegeschäfts in rot-weißes Flatterband gewickelt haben. Die Figur reizte mich bereits seit dem Morgen und gegen Mittag ging ich dann einfach in den Laden und frug den Inhaber, ob ich eines seiner beiden Pferde in rot-weißes Flatterband wickeln dürfte. Er hatte nichts dagegen, also legten wir sofort los. 🙂

Ein weitere, jedoch zwigespaltenes Highlight war eine Gruppe von Skatern, die scheinbar sonst immer auf diesem Platz mit Ihren Skateboards fahren und dies an diesem Tag nicht wie gewohnt tun konnten. Sie nahmen sich eine Kinderfigur und nutzen Sie als Hürde für die paar Sprünge mit ihren Boards. Zunächst fand ich das ziehmlich dreist und kam mir auch ein wenig angegriffen vor, aber dann ließ ich die Kids machen. Einige Passanten fühlten sich jedoch berufen, die Kids zu maßregeln und nahmen ihnen die Figur ab und stellten Sie wieder an Ihren Platz. Im Nachhinein fand ich es auch sehr übergriffig und normalerweise hätte ich das nicht zulassen dürfen, aber dann hätte ich nun auch nicht diese tollen Fotos. Und keine Sorge, die Figur hat keine bleibenden Schäden davongetragen. Im Verlauf der Installation entwickelte sich zu diesem Zeitpunkt mein Standard-Spruch: “Nichts was man mit einer Rolle Klebeband nicht wieder hinbekommt!”

Team Stuttgart

Meine Nerven

An dem Tag nach der Ausstellung sollten aber meine Nerven auf eine ganz besondere Probe gestellt werden. Nicht nur, dass ich sowieso immer voller Adrenalin war an einem solchen Ausstellungstag und auch danach, hier in Stuttgart passierten dann in kurzer Zeit mehrere Dinge, die jemanden normalerwiese zur Weißglut bringen würde.
Ich hatte am Tag zuvor unsere Box mit den Postkarten und Flyern am Foyer der Bank stehen gelassen. Also fuhren wir am nächsten Morgen in aller Frühe los, um die Postkarten und Flyer einzusammeln. Bei der Anfahrt zum Kleinen Schlossplatz so gegen 7:00h am Morgen, wurde ich direkt mal mit ein paar km/h zu viel geblitzt. Dann fuhr ein weißer Golf vor mir und unterschritt die vorgegebene Höchstgeschwindigkeit mal eben um mind. 20km/h. So fühlte es sich für mich an diesem Morgen zumindest an. Ich setzte zu einem Überholmanöver an und fuhr prompt in den nächsten Blitzer.
Aber dabei sollte es nicht bleiben. Als ich mit dem Kastenwagen auf dem Schlossplatz fuhr, übersah ich das Vordach der Bank und riss mit dem Koffer des Kastenwagens einen Teil der Fassade am Vordach ab. Alle im Team machten große Augen, weil sie sicherlich damit rechneten, dass ich laut losschreien und meinem Ärger gehörig Luft verschaffen müsse. So hätten an diesem Morgen in der Abfolge der Ereignisse wohl die meisten Menschen reagiert. Aber ich blieb wiedererwartend ruhig und gelassen. Was mich allerdings auch selber sehr erstaunte.
Zunächst überlegte ich, den Ort des Geschehens einfach so zu verlassen und zu hoffen, dass es niemand gesehen oder gar gefilmt hat. Aber ein Taxifahrer der an diesem Morgen einen Steinwurf entfernt stand, meinte direkt ich solle die Polizei rufen und das tat ich dann auch. Kurz: Polizei kam, Unfall aufgenommen, Heimreise konnte fortgesetzt werden.

Nun, auch zwei Jahre später habe ich allerdings nichts mehr von dem Unfall an der Bank gehört. Die Bank scheint diesen Schaden intern abgewickelt zu haben. Glück gehabt. 😉

Logo Leichtsinn

Pressespuren

Spuren in der Presse dieser Kunst-Aktion


Diese Aktion ist natürlich auch an der Presse nicht spurlos vorbeigegangen.

Zur Spurensuche
Fotos der Installation “It is like it is” wurden im Stadtarchiv der Stadt Stuttgart für die Nachwelt archiviert.

Hier geht die (un)fassbare Reise weiter ➡ Installation „It is like it is“ – Köln | Club – The Cage

Details

Datum:
13. Juni 2020
Eintritt:
Kostenlos
Veranstaltungskategorie:
Webseite:
https://www.dennis-josef-meseg.de/installationen/it-is-like-it-is/

Veranstaltungsort

Stuttgart – Kleiner Schlossplatz
Kleiner Schlossplatz
Stuttgart, BW 70173 Deutschland

Veranstalter

Dennis Josef Meseg
Webseite:
Veranstalter-Website anzeigen