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It is like it is – Frankfurt am Main / Europäische Zentralbank
Datum
28. Juni 2020
Ort
Frankfurt am Main
Installation aus 111 maskierten Schaufensterfiguren
24. Tagebucheintrag
Heute hatte ich ein ganz besonderes Ziel auf dem Plan – die Europäische Zentralbank (EZB) in Frankfurt am Main.
Die Europäische Zentralbank in Frankfurt am Main (kurz: EZB) – Sinnbild des Kapitalismuss der westlichen Welt und für mich in diesem Moment sinnbildlich für die einerseits (scheinbar; teilweise) leidende Wirtschaft und für die Habgier und die verachtenswerte Rücksichtslosigkeit vieler Unternehmer, die diese Krise dazu genutzt haben, sich rücksichtlos und asozial die eigene Tasche vollzumachen. Gäbe es einen spuckenden Smiley, so würde ich ihn hier und jetzt das erste Mal benutzen wollen.
Auch wenn ich noch nicht sagen konnte, wo genau wir es schaffen würden in der Nähe eines solchen Hochsicherheitsgebäudes die Installation aufzubauen, war ich mir doch sicher, dass wir es schaffen würden. Woher diese Zuversicht kam, weiß ich heute auch nicht mehr.
Als wir an diesem Tag auf den Haupteingang der Europäischen Zentralbank zufuhren, war diese oben erwähnte Zuversicht aber dann doch schnell verflogen und machte einem sichtlich beeindruckten Gefühl von “Niemals” platz.
Zunächst bogen wir einen Weg rechts vor dem Haupteingang der EZB ab, parkten unsere Fahrzeuge und ich schaute mich etwas in der Gegend um. Diese erste Anlaufstelle wäre wirklich von der Lage her perfekt gewesen. Allerdings sprachen einige deutliche Dinge dagegen.
Es handelte sich bei diesem Ort um eine Gedenkstätte (Gedenkstätte Großmarkthalle) und solche Plätze habe ich auch in der Vergangenheit immer aus Respekt der Geschichte und den Opfern gegenüber als Standort gänzlich oder zumindest weiträumig aus-/ freigelassen. Genauso wie Arbeiten anderer Künstler oder allgemeine Denkmäler.
Also stiegen wir wieder ein, drehten noch eine runde und bogen diesmal kurz vor dem Haupteingang der EZB links ab und mit ein wenig Drängeln und Quetschen erschloss sich uns ein schöner weitläufiger Park mit dem perfekten Blick auf die Skyline dieses gewaltigen Gebäudes. Ich entschloss, dass wir die Installation hier aufbauen würden.
Plötzlich ereilten mich zwei Hiobsbotschaften fast zur gleichen Zeit. Erstens kündigte sich die Internationale Nachrichtenagentur Reuters plötzlich telefonisch an, was mich selbstverständlich riesig gefreut ab, aber zeitgleich fing auch an das Wetter umzuschlagen. Und es machte den Anschein, als würde nicht nur ein kleiner Schauer aufziehen, sondern ein mächtiges Gewitter bahnte sich seinen Weg in unsere Richtung.
Das war natürlich klar, dachte ich bei mir! 🙄
Da kündigt sich eine der bedeutendsten Nachrichtenagenturen an und dann würde mir ein Wetterumschwung einen gekonnten Strich durch die Rechnung machen. Aber ich beschloss zunächst die Installation in Ruhe weiter aufzubauen und abzuwarten.
Ich sollte ich an diesem Tag lernen, dass der “Zufall” (Hier bitte als aktive und willendlich beeinflussende Energie zu verstehen und nicht als willkürliche und unbedachte Machtlosigkeit) überall seine Finger im Spiel. Die Wolken und die Lichtstimmung vor und während des Gewitters waren natürlich genial und verliehen den Fotos noch zusätzliche Dramatik.
Aber warum hat sich damals Reuters bei mir gemeldet, werden Sie sich sicherlich fragen!? Die Antwort ist nicht ganz einfach: Ich würde sagen, es war die Verkettung von recht glücklichen Umständen die dazu führte.
Ich versuche mich kurzzufassen:
Als wir mit der rot-weißen Horde das zweite Mal in Limburg aufschlugen, besuchte uns am zweiten Ausstellungsort diesen Tages – dem Limburger Dom, der ortsansässige Limburger Familien-, Portrait und Hochzeitsfotograf Sascha Braun mit seiner Frau. Die Beiden war von der Installation sehr angetan. Sascha machte viele Fotos am Dom, ärgerte sich aber zugleich auch darüber, dass er die Aufstellung auf der Alten Lahnbrücke am Morgen verpasst hatte. Als er später mit einem Geschenk, dem Ausdruck eines richtig gelungenen Fotos von unserer Hauptdarstellerin “Maria mit Kind” vor dem Limburger Dom wiederkam, bot ich ihm kurzentschlossen an, den entgleisenden Gesichtern meines Teams zum trotz, dass wir vor unserer Abreise später am Abend, exlusiv für Ihn, einige Figuren auf der Alten Lahnbrücke für ein Fotoshooting installieren könnten.
Dies freute ihn natürlich sehr und als wir dann die Installation “It is like it is” am Limburger Dom abgebaut hatten fuhren wir, wie versprochen zur alten Lahnbrücke, schmissen kurz einige Figuren aus den Transportern und warteten bis Sascha seine Fotos gemacht hatte. 😉
Was Saschas Begeisterung der Installation gegenüber und diese Geste später noch mit sich bringen würde, war mir natürlich nicht klar. Als Sascha von der Aktion in Frankfurt über SocialMedia erfuhr, gab er einem befreundeten Fotografen-Kollegen den Hinweis, sich die Installation mal in Frankfurt vor Ort anzusehen.
Gesagt getan! 💥🚀✨
Der Kollege von Sascha namens Kai, kam dann auch standesgemäß mit einer dicken Zigarre im Mundwinkel und mind. drei äußerst hochwertigen Kameras mit sündhaft teuren Objektiven lässig über die Schulter geworfen am Ort des Geschehens an, machte Fotos und war dann aber selber auch dermaßen begeistert von der Installation und der Inszenierung vor der EZB, dass er noch vor Ort einen weiteren Redakteur und sogar ein Kamerateam von Reuters anforderte, um auch Bewegtbilder machen zu lassen.
Nicht nur, dass hier wieder ein sehr angenehmer und toller menschlicher Kontakt zustande gekommen ist, nein, diese außergewöhnliche Begebenheit sollte die gesamte Installation und mich als Künstler auf ein ganz anders Level katapultieren. Danke Kai! 😁 Dies realisierte ich an diesem Tag aber nur ganz langsam.
Binnen 48 Stunden tauchte die Installation welt weit in den Medien auf. Hier aus Auszug:
Über 200 Presseartikel weltweit
Nord- und Südamerika, Europa, Afrika, Asien, Australien und die Antarktis
Lesen Sie hier wo überall über die Installation “It is like it is” berichtet wurde!
Zur den gesamten Presseartikeln von “It is like it is”Zunächst musste ich mich aber erstmal mit dem Wetterumschwung anfreunden und recht hilflos zusehen, wie eine rasante Windböe nach der anderen an meinen Figuren riss und sie der Reihe nach umwarfen. Wir mussten die Figuren in kleine Gruppen zusammenstellen, damit sie sich gegenseitig stützen konnten.
Hier werde ich einen Kommentar, von einem im Gewitter und Sturm vorbeihuschenden Spaziergänger mit seiner Familie, wohl nie vergessen. Er sagte: “Da hat man den ganzen Wahnsinn um und mit Corona überlebt, um dann von so einer Corona-Puppe hinterrücks erschlagen zu werden!” Diese spontane Aussage zaubert mir heute noch ein breites Lächeln ins Gesicht. Wie wahr diese Aussage doch war und urkomisch.
So schnell das Wetter auch umschlug, uns meine kleine rot-weiße Corona-Horde um die Ohren peitschte und auch den ein oder anderen Beinbruch bei den Figuren anrichtete, so schnell war das Unwetter aber auch wieder weg.
Wir konnten die Figuren wieder normal hinstellen, der Fotograf von Reuters konnte seine fantastischen Fotos machen und das dazustoßende Kamerateam samt Redakteur konnte seine Aufnahmen und Interviews machen.
So turbulent der Tag auch startete, so beruhigt und entspannt ging er dann auch zuende.
Es waren sehr viele Besucher vor Ort und wir führten wieder das ein oder andere tolle Gespräch, wobei ich sagen muss, dass mich die ganzen unterschiedlichen Meinungen und Sichtweisen zu Covid-19, der Pandemie und den Maßnahmen langsam aber sicher mürbe machten, aber dazu sicher später mal mehr.
Diesen Tag werde ich mit 5-Sternen bewertend und dann später sanft und zufrieden in die Traumwelt entschlummernd zurücklassen.
Träumte ich mittlerweile eigendlich schon von rot-weißen Mannequins!? Ich weiß es nicht. Irgendwann träumte ich mal davon, wann und wo da muss ich aber nochmal nachdenken. Ich werde an gegebener Stelle hier in diesem Tagebuch sicher drauf zurückkommen. 😉
Team Frankfurt
Pressespuren
Spuren in der Presse dieser Kunst-Aktion
Achtung: Diese Aktion kann Spuren von Presse enthalten!
Zur SpurensucheFotos der Installation “It is like it is” wurden im Stadtarchiv Frankfurt am Main für die Nachwelt archiviert.
Hier geht die (un)fassbare Reise weiter ➡ Installation „It is like it is“ – Brühl | Schloss Augustusburg