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It is like it is – Sessionseröffnung 2020 in Köln / Neumarkt


Datum
11. November 2020

Ort
Köln

Installation aus 111 maskierten Schaufensterfiguren

46. Tagebucheintrag

An diesem Tag sollte mit auch klar werden, warum sich vor einigen Monaten eine der Kreativdirektorinnen von Adidas bei mir gemeldet hat. Aber dazu gleich mehr…

Den 111 Protagonisten von “It is like it is” wollte ich schon seit geraumer Zeit den Karneval in Köln zeigen, bzw. den Ort wo der Karneval normalerweise stattgefunden hätte. Da ich mir aber nicht sicher war, wie lange uns Covid-19/ SARS-CoV-2 noch begleiten würde, zogen wir bereits am 11.11.2020 los nach Köln. Und zwar auf den Neumarkt.

Angefragt hatte ich bei der Polizei mehrere Plätze in Köln. Den Roncalliplatz am Dom und auch den Alter Markt im Zentrum. Leider waren diese Plätze wohl für die Polizei und deren Fahrzeuge etc. reserviert.

An diesem 11.11. herrschte in Köln ein stricktes Partyverbot. Das erste Mal, seit kölschem Gedenken, dass an diesem Tag nicht die Karnevalssession eröffnet wurde.

Zunächst wollte man mir auch den Neumarkt nicht zur Verfügung stellen. Hier stünden wohl auch Einsatzfahrzeuge der Polizei. Dies hätte auch ein Scheitern des Projekts zur Folge geht. Kurze Zeit später rief mich die freundliche Polizistin aber zurück und erklärte mir, dass die Kölner Polizei nun nicht auch dem Neumarkt stehen würde und ich dort “demonstrieren” dürfte.

Bingo! 🥳

Ich trommelte also kurzerhand einige meiner fleißigen Helferlein zusammen und wir eröffneten unsere Karnevalssession 2020 in Begleitung von 111 rot-weiß maskierten Figuren.

Am Neumarkt angekommen sind wir etwa gegen 8:00h morgens. Tranken dann wie immer einen Kaffee bzw. Espresso und machten uns ans Werk.

Das erste Mal hatte ich für die Figuren einige Accessories dabei, um sie etwas in Karnevalsstimmung zu bringen. Es waren aber nur sehr wenige Dinge, da ich einige Tage zuvor versucht hatte einzelnen Figuren richtige Karnevalskostüme anzuziehen. Aber hierbei verflog sofort der Effekt der “Lebendigkeit” der Figuren. Sofort waren es wieder kostümierte Schaufensterfiguren.

Das beeindruckende an den Figuren der Installation ist, dass Sie sehr lebendig wirken, durch das sich überlappende, rot-weiße Flatterband in das sie eingewickelt sind.
Ich bekam vor einigen Tagen eine E-Mail von einem jungen Künstler der bei einem Kunstfestival neben mir und meiner Installation ausgestellt hatte. Er schrieb mir folgenden Text:


Hallo Dennis, ich hatte in Ruffactory 3 Tage meine Bilder mit Thema Bilder der Depression in gleiche Raum wie deine Installation ausgestellt. Es war meine erste Ausstellung, deshalb war es mir ganz wichtig die ganze Zeit dabei zu sein und mit Menschen zu interagieren. Ich konnte beobachten wie die Besucher deine Installation wahr genommen haben. Da ich permanent so Nah an deine Figuren war, entstand eine intensive Wahrnehmung . Nach 2te Tag hatte ich das Gefühl, dass irgenwie die Besucher die Installation waren und umgekehrt deine Figuren viel lebendiger als die Besucher. Wie ein Rollentausch. Aufjedenfall war es für mich ein sehr intensive Erfahrung die Figuren so intensiv zu erleben. Auch hatte ich das Gefühl, dass die Besucher sich immer wieder in diese Figuren wiederfinden und die meisten sich sofort davon abwenden, als wenn sie etwas in sich sehen, die sie nich gerne sehen wollen. Vielleicht ist das alles mein eigene Wahrnehmung und hat es mit Besucher nicht zutun. Ich wollte dir das alles einfach schreiben, weil ich mich jeden Tag mit dein Installation auseinander gesetzt habe und wollte mich mitteilen. Ganz liebe Grüße H.

Es ist immer wieder erstaunlich, welchen Effekt die Figuren bzw. die Figurenmasse auf die Betrachter hat. Auch heute noch.

An diesem Tag standen plötzlich am frühen Nachmittag dutzende von feiernden und kostümierten Menschen in der Installation. Vereinzelnd fuhren und gingen den ganzen Tag einzelne kostümierte Personen oder kleinere Personengruppen über den Neumarkt, aber bei dieser Gruppe war das irgendwie anders. Ich ahnte schnell, dass diese Personen von der Demonstration der Covid-19/ Sars-CoV-2 Kritiker ganz in der Nähe waren. Und dem war auch so.

Als sie die Installation sahen, fuhren sie mit Ihren Rädern genau hinein und wurden auf einem noch lauter. Sie grölten und feierten noch extremer als zuvor. Mir wurde sehr schnell klar, dass die Kritiker die Installation so sahen, als das ich und meine Installation ebenfalls ausschließlich wegen der Kritik gegen Politik und Maßnahmen hier gewesen sei.
Und das war mir zunächst auch egal, denn ich habe von Anfang an gesagt, dass jeder die Installation so sehen soll wie er kann und will. Die einen sehen sie als ein Mahnmal für die Befürwortung der Maßnahmen etc. und die Anderen sahen in ihr eben genau das Gegenteil.

Ganz extrem war dies in einem Moment in Hamburg. Dort stand auf einmal eine Frau vor mir und gratulierte mir zu dieser gelungenen Installation mit den Worten:



Endlich, dass mal jemand was macht, dass die Maßnahmen der Regierung eingehalten werden und die Leute sich doch gefälligst an die Maskenpflicht etc. halten sollen.

Sekunden später drehte ich mich um und da stand bereits eine andere Frau die mir zu der gelungenen Installation gratulierte mit den Worten:



Endlich, dass mal jemand was macht, dass die Maßnahmen der Regierung völlig überzogen sind und das alles überhaupt keinen Sinn machen würde.

Jetzt nochmal zum Mitschreiben 😉 – Sicherlich handelt es sich bei dieser Installation, um ein kritisches Mahnmal zur Krise. Und sicherlich war diese Installation zu Beginn auch sehr skeptisch der ganzen Welle um die Krise herum angedacht und ist es auch geblieben. Aber im Verlauf der gesamten Tour änderte sich nicht nur einmal meine persönliche Meinung zu dem ganzen Thema “Corona und Pandemie”.

Was die Installation aber viel mehr sein sollte war ein Mahnmal dafür, dass die Menschen langsam wieder anfangen sollten ihren eigenen Kopf zu benutzen. Es schien mir so, als würden alle Menschen, getrieben von Industrie und Medien, entweder in die eine oder in die andere Richtung laufen und dazwischen gab es nicht mehr viel. Und das hat mir Angst gemacht und Sorgen bereitet.

Meiner Meinung nach ist es egal war ein Mensch denkt und an was er glaubt. Ich denke, dass macht unsere vielfältige Kultur heutzutage erst so interessant. Aber dann sollen doch bitte auch alle Ihren eigenen Kopf benutzen und sich nicht irgendwelchen vorgekauten und im ersten Augenblick sicherlich auch sehr plausiblen Meinungen anschließen. Schon gar nicht wenn damit irgendwelche Interessen verbunden waren, die die Medien und die Industrie ja nun mal hatten.


Ein Mahnmal für mehr Wertschätzung und Dankbarkeit, dem gegenüber was wie haben, da wir gerade in solche einer Krise sehen, wie schnell sich unser Leben ändern kann!

Dies habe ich immer zu dem Sinn und Zweck meiner Installation gesagt. Und das war auch der Kern des Meinungschaos, der mich auf den Dorfplätzen dieser Welt, ja ok von Deutschland 😉 eingenommen hat.

Schnell war ich der Meinung, dass ich mir zu diesem Thema keine spezifische Meinung machen kann. Ständig wurde ich gefragt, was ich denn persönlich zu dem ganzen Thema denken würde und schlussendlich habe ich dann gesagt: Ich kann zu diesem Thema keine endgültige Position einnehmen, da ich kein Virologe, kein Politiker, Arzt oder sonst jemand bin, der sich mit einer solchen Problematik auskennen würde. Würde ich mir hierzu eine fundierte Meinung bilden wollen, dann müsste ich so tief in diesem Thema einsteigen und hätte sicherlich keine Zeit mehr für anderes in den nächsten Wochen und Monaten.
Man muss auch ein wenig Vertrauen in unsere Regierung haben. Hier sitzen sicherlich nicht nur Bauernfänger und Betrüger die uns hier ein X für ein U vormachen wollen.

Schlussendlich war und ist die Installation “It is like it is” eine Darstellung der gesamten Situation und Gefühlslage der Menschen in dieser Krise. Jeder darf und soll in ihr sehen was er kann oder möchte.

Ein Besucher sagte ganz treffen:


Die Installation macht das Unfassbare, dem wir zur Zeit ausgesetzt sind ein Stück weit fassbarer.

Später am Nachmittag stand dann auf einmal ein älterer Mann vor mir und wir unterhielten uns sicherlich mehr als eine Stunde. Irgendwann kam dann heraus, dass er Modedesigner gewesen ist und er sagte zu mir, dass er das Muster auf den Figuren dermaßen stark finden würde, ich solle dieses Muster doch mal Adidas o.Ä. für das Design von Sportkleidung anbieten.

Und in diesem Augenblick kapierte ich auch, was die Kreativdirektorin von Adidas vor einiger Zeit vielleicht von mir gewollt hat. Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen.

Verdammt… ich Idiot 🤣

Tage später versuchte ich dann den Kontakt noch einmal zu Adidas herzustellen, aber leider ohne Erfolg.

Jedoch sollte sich über die nächsten 2 Jahre ein komplett eigenes Sportdesign mit dem Titel “IILII – Sportswear” entwickeln, was dann in diesem Jahr auch endlich einigen ausgewählten Herstellern angeboten werden soll. Vorwiegend allerdings nachhaltigen Produzenten.

Alles in Allem kam die Installation an diesem Tag sehr gut bei den Besuchern und den vorbeiziehenden Passanten an. Wir hatten im Team einen schönen Tag zusammen verbracht, haben uns viel unterhalten und konnten den Tag zu einem schönen Abschluss bringen.

Logo Leichtsinn

Pressespuren

Spuren in der Presse dieser Kunst-Aktion


Diese Aktion ist natürlich auch an der Presse nicht spurlos vorbeigegangen.

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Details

Datum:
11. November 2020
Eintritt:
Kostenlos
Veranstaltungskategorie:
Webseite:
https://www.dennis-josef-meseg.de/installationen/it-is-like-it-is/

Veranstaltungsort

Köln – Neumarkt
Neumarkt
Köln, NRW 50667 Deutschland

Veranstalter

Dennis Josef Meseg
Webseite:
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